Sprache als Schlüssel zum Problem und zur Lösung

So nutzt du die Macht der Sprache, um die Beziehung zu deinem Pferd zu verbessern.

Wenn du mit deinem Pferd oder über dein Pferd sprichst, dann schwingt in deinen Worten mehr mit als nur der bloße Inhalt. Deine Worte transportieren deine innere Haltung. Deshalb lohnt es sich zu reflektieren, welche Worte man verwendet.

Oft schwingen in den Beschreibungen unserer Pferde unterschwellige Bewertungen mit. Meiner Erfahrung nach sind diese Bewertungen meistens nicht abwertend gemeint, bei genauerem hinsehen aber negativ konnotiert. Diese negative Konnotation hat unbewusst Einfluss darauf, wie du dein Pferd siehst. Sie wirkt wie ein Vorurteil, dass es dir erschwert, das Verhalten deines Pferdes als das zu sehen, was es ist. Ein Ausdruck von Bedürfnissen.

Sprache schafft Realität, auch wenn das Gegenüber die Sprache gar nicht spricht.

Denn Sprache ist mehr als die gesprochenen Silben. Sprache ist Energie, Klang, innere Haltung. Und genau dafür sind Pferde Experten. Wie du dein Pferd nennst oder rufst, prägt das bewusste und unbewusste Bild, was du von deinem Pferd hast. Dieses Bild beeinflusst wiederum, wie du denkst, handelst und mit deinem Pferd interagierst. Im Coaching arbeite ich gerne mit inneren Bildern, weil sie absolut genial sind, um Gewohnheiten zu verändern. Das kann einem bei unbewussten inneren Bildern aber auch ziemlich auf die Füße fallen. Insbesondere dann, wenn das eigentlich unerwünschte Bild immer wieder durch Sprache manifestiert wird.

Die Macht von Kosenamen

Jede Grenzüberschreitung ist eine Form von Gewalt. Auch ein Kosename und die damit transportierte Haltung und Energie kann eine meistens natürlich komplett unbeabsichtigte Grenzüberschreitung sein. Jedes Verhalten deines Pferdes ist ein Ausdruck von Bedürfnissen oder ein Ergebnis äußerer Einflüsse. Es mit einem “Label” abzutun, ohne sich auch die Hintergründe anzuschauen, wird dem Pferd nicht gerecht.

Oft zeigen sich destruktive Dynamiken in den unscheinbarsten Bereichen der Sprache. Deshalb lohnt es sich, die eigene Wortwahl immer mal wider zu hinterfragen.

Als Test, ob ein Kosename grenzüberschreitend ist, haben sich folgende zwei Fragen bewährt:

  • Wenn dein Pferd ein Teenager wäre, wie würde es über seinen oder ihren Kosenamen denken?
  • Wie würde sich dieser Teenager fühlen, wenn er vor anderen Leuten so genannt wird?

Beispiel Junghengst

Als mein Hengst Rio mit 11 Monaten zu mir kam, war er mein Kleiner. Ich habe aber ziemlich schnell gemerkt, dass ich ihn damit klein mache und klein halte. Eigentlich war er nämlich schon damals ein Großer. Mutig, freundlich und absolut gechillt in allen Lebenslagen. Mein Jungpferd Großer zu nennen erinnert mich daran, dass ich ihn nicht bemuttern muss und lässt mich in ihm ein gelassenes und selbstbewusstes Pferd sehen. Die Gefahr des Namens liegt allerdings darin, dass ich ihn in jungen Jahren überfordere und zu viel von ihm verlange. Das ist die Tücke von ambitionierten Kosenamen.

Henne oder Ei

Wenn es um Beziehung und Problemlösung geht, ist die Frage, wer angefangen hat, selten konstruktiv. Das gilt auch für die Frage, was zuerst da war, das Verhalten bzw. die Eigenschaft oder der Kosename. Fest steht: Es macht bei Problemen wenig Sinn, den Status quo weiter zu festigen.

Das alles heißt natürlich nicht, dass jeder Kosename direkt eine Grenzüberschreitung oder Ursache eines Problems ist. Aber wenn dir dein Bauchgefühl sagt, dass der Kosename deines Pferdes eventuell doch ein bisschen suboptimal sein könnte, dann probier doch einfach mal was Neues, vielleicht auch erst mal zwei Wochen auf Probe.

Und weil die Macht der Sprache nicht bei Kosenamen endet, möchte ich noch auf einen weiteren, scheinbar unverfänglichen Bereich der Sprache eingehen, der oft übersehen wird: das Lob.

Warum Lob dein größter Feind ist, wenn du dir mit deinem Pferd eine Beziehung auf Augenhöhe wünschst.

Hä? Ja, genau! Ich sage wirklich, dass du klassisches Lob aus dem Alltag mit deinem Pferd verbannen darfst. Aber was meine ich damit?

Lob ist der Ausdruck einer positiven Bewertung eines Verhaltens. Soweit so gut.

Der Knackpunkt liegt darin, wer über positiv und negativ zu entscheiden hat. Durch das Loben nimmst du automatisch die Rolle der bewertenden Instanz ein. Du stellst dich als bewertende Person über die bewertete Person bzw. das Pferd. Das hat mit Augenhöhe dann nicht mehr so viel zu tun. Unerwünschtes Verhalten bei Pferden ist oft in der Beziehung zur Bezugsperson begründet. Pferde sind von Natur aus stolz und möchten nicht herabgewürdigt werden. Ihr Unmut darüber kann sich z. B. in aggressivem Verhalten oder absoluter Lustlosigkeit äußern.

Vielleicht denkst du jetzt:

“Aber ich will meinem Pferd doch was beibringen, wie soll das ohne Lob gehen?”

So gut wie alle Dinge, die wir Pferden “beibringen” können Pferde von Natur aus. Kein Mensch muss einem Pferd beibringen, wie man z. B. rückwärts läuft. Was beim “Beibringen” eigentlich passiert ist, dass dein Pferd und du eine gemeinsame Sprache entwickeln.

Kommunikation ist eine Gemeinschaftsleistung. An einer funktionierenden Kommunikation hat dein Pferd genauso viel Anteil wie du und ist darüber hinaus gleichberechtigt in der Bewertung, ob die Kommunikation gut oder schlecht gelaufen ist. Aber was bedeutet das jetzt in der Praxis?

Party statt Lob – die innere Haltung ist entscheidend

Statt dein Pferd zu loben, wenn etwas gut klappt (und dich damit automatisch über dein Pferd zu stellen), kannst du dich einfach ehrlich freuen und dein Pferd einladen, den Erfolg mit dir zu feiern. Und zu einer fetten Party gehören bei mir übrigens auch immer Snacks aka Leckerlis.

Ich möchte dir den Hintergrund anhand eines Beispiels erläutern: Stell dir vor, du hast mit deiner Stallkollegin die neue Heulieferung ins Lager geschleppt. Würdest du dann sagen “Hey, das hast du richtig gut gemacht!”? Wahrscheinlich eher nicht. Viel eher würdet ihr doch einschlagen und mit einer Apfelschorle den Sonnenuntergang genießen, oder?

Ich hoffe, ich konnte dich mit diesem Blogartikel dazu inspirieren, deine Sprache im Bezug auf dein Pferd in den nächsten Tagen mal genauer zu beobachten. Wenn du dabei feststellst, dass du gar nicht weißt, wo du anfangen sollst, dann findest du hier alle Infos zu meiner 1:1 Begleitung.

3 Tipps gegen Angst im Alltag mit Pferd

Hast du auch diese eine Situation, die eine Aufgabe im Stallalltag, vor der es dir absolut graut, wo du schon nur beim Gedanken daran ein flaues Gefühl im Magen bekommst und dich am liebsten auf dem Heuboden verkrümeln würdest?

Es gibt immer wieder Dinge, die uns Angst machen, oft nach einem einschneidenden Erlebnis. Manchmal kann man aber auch gar nicht mehr sagen, woher die Angst kommt.

Das tolle ist: Angst ist kein gottgegebener Zustand. Wir können unsere Perspektive auf die Dinge ändern. Wir können Situationen neu bewerten. Wir können die Schöpferinnen unserer Realität sein.

„Angst liegt nie in den Dingen selbst, sondern darin, wie man sie betrachtet.“

– Anthony de Mello

Ich möchte drei Impulse mit dir teilen, die dich genau dabei unterstützen:

1. Schau hinter die Fassade der Angst

Oft liegt die Wurzel unserer Angst eine Ebene tiefer als das, was wir als Angst formulieren. Frage dich: “Vor was habe ich genau Angst?” Das Geschenk dieser Frage ist, dass sie dich aus der Passivität, in die man durch Angst oft gerät, rausholt und wieder handlungsfähig macht. Nehmen wir mal an, es geht um die Angst vor dem Hufe auskratzen. Was ist die tatsächliche Angst? Wahrscheinlich, dass das Pferd den Huf wegzieht oder nach hinten austritt und dich dabei verletzt. Wenn du jetzt aber den konkreten Kern deiner Angst kennst, bist du ihr nicht mehr ausgeliefert. Du dein Handeln daran anpassen. Zum Beispiel kannst du dir einen anderen Weg den Huf zu halten suchen, der dir ein besseres Gefühl gibt oder einen erfahrenen Hufschmied nach seinen besten Tipps fragen.

2. Träume von Wundern

Stell dir vor, du kommst vom Stall nach Hause, gehst abends ins Bett und schläfst schließlich ein. Während du schläfst, passiert ein Wunder, eine gute „Fee“ erscheint, und deine Angst ist verschwunden. Weil du geschlafen hast, weißt du nicht mehr, dass diese Fee dich besucht hat und dieses Wunder vollbracht hat. Was wäre am nächsten Morgen anders als sonst? Wer würde bemerken, dass ein Wunder geschehen ist? Was würdest du anders machen?

Die Magie dieser Fragen liegt darin, dass sie dich in eine Welt versetzen, in der deine Angst nicht mehr existiert. Wenn du noch einen Schritt weiter gehen möchtest, dann darfst du dich fragen, wie du diese Umstände und Handlungen auch ohne Fee in dein Leben integrieren kannst.

3. Drehe an der kleinsten möglichen Stellschraube

Wenn wir mit Ängsten konfrontiert sind, erscheinen sie uns oft unüberwindbar. Unser Gehirn ist ein komplexes System, dass noch längst nicht vollständig verstanden ist. Genau diese Komplexität kannst du dir zunutze machen, denn schon eine winzige Veränderung kann Großes bewirken. Überlege dir: Was wäre die minimale Veränderung, die dazu führen würde, dass deine Angst abnimmt oder verschwindet? Das kann eine ganz kleine Veränderung der Situation sein. Viele Dinge machen wir ganz intuitiv, zum Beispiel festes Schuhwerk für besseren Halt auf gruseligen Wegen oder eine Freundin um emotionalen Support beim Verladen bitten. Wenn du damit irgendwann an einen Punkt des Stillstands kommst, wo du dich der Angst ausgeliefert fühlst, kann diese Frage helfen den intuitiven Prozess, den Fokus auf das zu lenken, was wir beeinflussen können, bewusst wieder in Gang bringen.

Wünscht du dir, dass dich und deine Angst endlich jemand versteht, statt dir doofe Ratschläge zu geben? Alle Infos zu pferdeverbundenen 1:1 Begleitung findest du hier.

3 Gründe, warum dein Pferd nicht in den Hänger steigt und was du dagegen tun kannst

Wahrscheinlich gibt es genauso viele Gründe, warum Pferde nicht in den Hänger steigen, wie es Pferde gibt. Der offensichtlichste Grund ist, dass es schlechte Erfahrungen damit gemacht hat oder schon ahnt, dass das Einsteigen in einen dunklen Kasten auf Rädern unangenehm enden könnte.

Grund 1: Hänger fahren ist unangenehm

Hänger fahren, auch wenn scheinbar alles glattgeht, kann für Pferde großen Stress bedeuten. Die sehr eingeschränkte Bewegungsfreiheit, der schwankende Untergrund, der Fahrtlärm; alles keine Wohlfühlfaktoren für dein Pferd. Hinzu kommt, dass dein Pferd im Hänger kaum Möglichkeiten hat, seinen Stress zu regulieren. Es kann nicht rennen, es kann nur schwer mit gesenktem Kopf abschnauben, es hat vielleicht auch keine pferdige Begleitung, die es beruhigt.

Du kannst dein Pferd dabei unterstützen, diesen Stress im Nachgang abzubauen und langfristigen negativen Folgen vorzubeugen, indem du ihm Raufutter zur Verfügung stellst und es nach der Reise frei Rennen und sich wälzen lässt.

Grund 2: Für dein Pferd macht es keinen Sinn einzusteigen

Bei all dem Negativen was das Hängerfahren so mit sich bringen kann, muss es auch ein Gegengewicht geben, um dein Pferd zum Einsteigen zu bewegen. Wenn dein Pferd dich fragt, warum es sich lohnt einzusteigen, hast du dann eine überzeugende Antwort?

Auch Pferde suchen Sinn für das, was sie tun. Ein übergeordneter Sinn bringt mehr Flow ins Verladen. Dieser Sinn kann zum Beispiel Spaß, Futter oder die gemeinsame Beziehungserfahrung sein. Meiner Erfahrung nach ist es darüber hinaus aber auch wichtig, einen tieferen Sinn für die Reise zu haben, der das Einsteigen wirklich attraktiv macht. Zum Beispiel ein wunderbares neues Zuhause oder eine schmerzlindernde Behandlung in der Tierklinik. Erkläre deinem Pferd, warum es sich lohnt einzusteigen. Egal ob du daran glaubst, dass dein Pferd dich versteht oder nicht. Das Reflektieren und Aussprechen des tieferen Sinns gibt auch dir mehr Sicherheit und das spürt dein Pferd auf jeden Fall.

Grund 3: Dein Denken und Handeln steht im Widerspruch

Willst du wirklich, dass dein Pferd in den Hänger steigt? Wenn dein Denken nicht klar ist und du diese Fragen nicht mit einem klaren JA beantworten kannst, dann zeigt sich das auch unbewusst in deiner Körpersprache. Dein Pferd sieht und spürt diesen Widerspruch und wird misstrauisch.

Diese Reaktion deines Pferdes kann ein großes Geschenk sein und dir den Anstoß geben, dein Vorhaben noch mal zu prüfen. Willst du diese Reise wirklich antreten? Ist das Ziel der Reise wirklich dein eigenes Ziel? Ist hier und jetzt der richtige Zeitpunkt, um diese Reise anzutreten?

Gut reflektiert ist halb verladen

Jede Pferd-Mensch-Beziehung ist einzigartig. Es gibt keine einfache Lösung, die für alle funktioniert.

Aber die eine Sache, die jeder tun kann, ist bei sich selbst anzufangen, bevor das Pferd ins Spiel oder eben in den Hänger kommt.

Deshalb möchte ich dir drei Impulse geben, wie du dich optimal auf das Verladen vorbereiten kannst.

Entspannung üben

Übe ganz bewusst, dich zu entspannen. Zuerst für dich und dann gemeinsam mit deinem Pferd. Such dir Wege, akuten Stress zu reduzieren, die für euch beide funktionieren, um quasi auf Knopfdruck ein bisschen Anspannung loszulassen.

Ideale Strategien sind jene, die deinen Körper mit einbeziehen, zum Beispiel bewusstes Atmen, Ausschütteln, ein Mantra summen oder ein kurzer Body Check-in mit der Frage “Wie fühlt sich das Führseil hier und jetzt in meiner Hand an?”.

Übe deine persönliche Strategie in verschiedenen Situationen, damit du sie jederzeit einsetzen kannst.

Reflektiere deine Absicht und deine Gedanken

Widme dich diesen Themen und begegne ihnen mit Neugier und Offenheit.

Visualisieren

Leider ist das Verladen in der kollektiven Wahrnehmung mit unglaublich viel Angst, Gewalt und Scham besetzt. Selbst wenn wir persönlich keine schlechten Erfahrungen gemacht haben.

Statt unsere Aufmerksamkeit auf unsere Ängste und Sorgen zu lenken, können wir die Magie der inneren Bilder nutzen und um sie zu überschreiben, uns ein helleres, klareres Bild zeichnen, wie wir uns das Verladen wünschen.

Unsere inneren Bilder haben einen unglaublichen Einfluss auf unsere Wirklichkeit. Rufe dir deine positiven Erlebnisse ins Gedächtnis und schmücke sie mit lebhaften Bildern aus, wie du mit deinem Pferd entspannt in den Hänger spazierst.

In der Audioreise “Entspannt Verladen” begleite ich dich dabei, genau das zu tun.

Teaser Audioreise Entspannt Verladen

Ich nehme dich mit auf die Reise

Nimm dir 20 Minuten Zeit und erlebe die Magie der inneren Bilder. Die vollständige Audioreise kannst du hier für 0€ herunterladen.

Wenn dein Pferd krank ist, dann stell dir diese Frage

Dein Pferd ist schon wieder krank oder verletzt und du fragst dich warum? Neben Fragen der Haltung und medizinischen Aspekten gibt es eine Frage, die du dir unbedingt stellen solltest: Gibt es einen verdecken Gewinn der Krankheit und wenn ja, welchen?

Was ist ein verdeckter Gewinn?

Ein verdeckter Gewinn ist ein Vorteil, den man aus einer vermeintlich schlechten Situation zieht. Er ist meist unbewusst und kann durch die Bewusstmachung entkräftet werden. Auf energetischer Ebene kann ein verdeckter Gewinn Krankheit begünstigen oder die Heilung verzögern.

Wenn man anfängt, sich mit der Frage des verdeckten Gewinns zu beschäftigen, gibt es zwei wichtige Punkte zu beachten:

  1. Es gibt nicht immer einen verdeckten Gewinn.
  2. Ein verdeckter Gewinn ist nie die alleinige Ursache einer Erkrankung oder Verletzung.

Wie erkenne ich einen verdeckten Gewinn, wenn mein Pferd krank ist?

Wenn dein Pferd krank ist, gibt es zwei Ansätze nach einem verdeckten Gewinn zu forschen, er kann bei deinem Pferd oder auch bei dir begründet liegen.

Für dein Pferd könnte der verdeckte Gewinn einer Krankheit zum Beispiel sein, dass du nachsichtiger und weniger hart mit ihm umgehst oder dass es um eine ungeliebte Art von Training oder Ereignis herum kommt.

Verdeckte Gewinne können auch im Umfeld begründet liegen. Vielleicht fühlt sich dein Pferd in der Herde nicht wohl und bevorzugt deshalb die Krankenbox.

Etwas weniger spekulativ ist die Suche nach dem verdeckten Gewinn für sich selbst.
Pferde sind Engel, es ist nicht selten, dass sie versuchen, uns eine Last abzunehmen und stecken dafür sogar selber zurück.

Vielleicht hilft dir dein Pferd mit seiner Erkrankung endlich eine Entscheidung zu deinem Wohl zu treffen, die du schon lange herauszögerst. Oder es gibt dir durch die Erkrankung einen für Außenstehende logischen Grund etwas nicht oder endlich nicht mehr zu tun.

Was sagt dein Bauchgefühl? Gibt es einen verdeckten Gewinn, der aufgelöst werden darf?

Was du unbedingt bedenken solltest, ist, dein Pferd ist sich dieser Dinge nicht bewusst. Die Dynamiken beruhen aus meiner Sicht entweder auf unbewusster operanter Konditionierung (wildes Verhalten in der Herde ➝ stressfreie Krankenbox) oder laufen auf energetischer Ebene ab. Deshalb ist das Einzige, was aus meiner Sicht nachhaltig hilft, um den verdeckten Gewinn aufzulösen, die Rahmenbedingungen zu verändern.

Lösungsansatz

Löse den verdeckten Gewinn auf. Hör auf, dein Pferd zu bemuttern, wenn es krank ist, sondern behandle die Krankheit mit neutraler Energie. Zwinge weder dein Pferd noch dich selbst zu etwas, womit sich einer von euch nicht wohlfühlt, egal ob krank oder gesund.

Verinnerliche diese Entscheidung und teile sie deinem Pferd mit. Gib ihm die Erlaubnis zu genesen, ohne dass daraus etwas Unangenehmes folgt.

Wenn du dir beim Auflösen eines verdeckten Gewinns oder auch bei der Suche danach Unterstützung wünschst, begleite ich dich sehr gerne im Rahmen eines Coachings.

7+1 Mindfucks mit Pferd – Wie du dysfunktionale Gedanken im Umgang mit deinem Pferd loslassen kannst

“Die anderen denken bestimmt, dass ich total verrückt bin, weil ich heute schon wieder Bodenarbeit mache, statt zu reiten.” Oder “Du musst ihm jetzt mal klar machen, wer der Chef ist, sonst tanzt er dir auf der Nase rum!” Kommen dir solche Sätze bekannt vor?

Solche dysfunktionalen Gedanken können ganz schön belastend sein. Leider sind sie für einen selbst manchmal schwer zu entlarven. Deshalb möchte ich mit dir teilen, was mir geholfen hat, dysfunktionale Gedanken zu erkennen und loszulassen.

Was sind eigentlich dysfunktionale Gedanken?

Das erste Mal habe ich von dysfunktionalen Gedanken in dem Buch “Mindfuck – Warum wir uns selbst sabotieren und was wir dagegen tun können”. von Petra Bock gehört. Sie nennt dysfunktionale Gedanken schlichtweg “Mindfucks” und beschreibt sie als Vorgänge der Selbstsabotage. Gedanken, die uns davon abhalten, mit gutem Gefühl das zu tun, was wir wirklich wollen.

Wie kann ich dysfunktionale im Umgang mit dem Pferd Gedanken erkennen?

Trotz, Jammern und ständiges “ja, aber …” sind ziemlich zuverlässige Anzeichen für dysfunktionale Gedanken. Diese Verhaltensmuster sind typisch dafür, wenn wir uns der Verantwortung unseres Handelns entziehen und eine einfache Ausrede finden wollen, den herausfordernden Weg zu unserem Ziel doch nicht gehen zu müssen. Wenn du dich dabei beobachtest lohnt es sich, den dahinterliegenden Gedanken mal genauer zu beleuchten.

Was mir außerdem sehr geholfen hat, dysfunktionale Gedanken bei mir selbst und anderen zu erkennen, ist die Kategorisierung. Petra Bock benennt in ihrem Buch sieben Arten von Mindfucks, die sie bei ihrer Arbeit mit Coachees beobachten konnte.

1. Katastrophen-Mindfuck

Der feste Glaube daran, dass etwas ganz Schlimmes passieren wird. Beispiele aus dem Pferdealltag sind:

Der Katastrophen-Mindfuck ist tückisch, weil man die Katastrophe nie zu 100% ausschließen kann. Aber es geht um den eigenen Umgang mit dem potenziellen Risiko und auch darum, ob die Gefahr wirklich so groß ist, wie sie scheint.

2. Bewertungs-Mindfuck

Das Messen an einem fixen Ideal, um sich dadurch selber auf- oder abzuwerten. Beispiele aus dem Pferdealltag sind:

3. Selbstverleugnungs-Mindfuck

Die Interessen der anderen und auch der Pferde über unsere eigenen stellen und uns dadurch selbst verraten. Beispiele aus dem Pferdealltag sind:

Der Grat zwischen Verantwortung und Selbstverleugnung ist schmal. Die eigene Verantwortung gegenüber dem Pferd und den Mitmenschen zu ignorieren ist sicher keine Lösung. Frage dich, ob du dich mit der aktuellen Situation wohlfühlst. Mach dir außerdem bewusst, dass du es in der Hand hast, wie du dein Leben gestaltest. Es gibt kein richtig oder falsch, solange dabei keiner zu Schaden kommt. Dazu gehörst auch DU!

4. Druckmacher-Mindfuck

Sich selbst unter Druck setzen, bestimmte Aufgaben zu schaffen, ohne dass tatsächlich eine Notwendigkeit besteht. Beispiele aus dem Pferdealltag sind:

Wenn wir uns selber Druck machen, sind es oft gar nicht unsere eigenen Sätze, die wir da denken, sondern Sätze, die wir von anderen übernommen haben. Klassischerweise von unseren Eltern oder anderen Autoritätspersonen wie zum Beispiel dem Reitlehrer.

5. Misstrauens-Mindfuck

An den Tag legen von übertriebenem Misstrauen oder der Glaube an Verschwörungstheorien. Beispiele aus dem Pferdealltag sind:

Wenn unser Vertrauen in der Vergangenheit häufig enttäuscht wurde, neigen wir oft zu Misstrauen. Dieses Misstrauen ist aber gar nicht immer angemessen und hält und davon ab, eine ehrliche und vertraute Beziehung mit unserem Pferd und unseren Mitmenschen einzugehen.

6. Regel-Mindfuck

Das Auferlegen von Regeln, die nirgendwo geschrieben stehen. Beispiele aus dem Pferdealltag sind:

Regeln sind nicht grundsätzlich etwas Schlechtes. Sie strukturieren unsere Gesellschaft und nehmen uns im Alltag viele Entscheidungen ab. Es gibt aber auch Regeln, die uns nur einschränken und dabei keinen Nutzen haben. Diese können uns im Weg stehen, wenn wir uns entfalten wollen.

7. Übermotivations-Mindfuck

Ein Zwang zum Positiven, Selbstüberschätzung und die Überzeugung, das Leben sei ganz und gar kontrollierbar, wenn man nur richtig denken und alles richtig machen würde. Beispiele aus dem Pferdealltag sind:

Positives Denken ist wichtig, wenn es darum geht, Ziele zu erreichen und schwierige Phasen zu überwinden. Wichtig dabei ist aber auch, die Situation realistisch einzuschätzen und aufkommenden negativen Gefühlen Raum zu geben. Schönreden und übermäßiger Optimismus gehen langfristig oft zulasten des Pferdes oder der eigenen Gesundheit.

Bonus: Mindreading-Mindfuck

Der Mindreading-Mindfuck ist nicht Teil der Kategorisierung nach Petra Bock. Er ist mir vor einiger Zeit in einem Workshop begegnet und hat mich zu diesem Artikel inspiriert. Mindreading beschreibt die Gedanken, die wir denken wenn wir meinen, wir könnten die Gedanken der anderen lesen. Beispiele aus dem Pferdealltag sind:

Die meisten von uns können keine Gedanken lesen, auch wenn wir manchmal das Gefühl haben zu wissen, was die anderen denken. In den meisten Fällen kann es uns egal sein und es besteht keine Gefahr, die Meinung der anderen auszublenden.

Wie kann ich dysfunktionale Gedanken im Umgang mit dem Pferd loslassen?

Wenn du bis hierhin gelesen hast, hast du dafür schon die perfekte Grundlage gelegt. Denn der erste Schritt ist, den Mindfuck zu erkennen, und wenn wir eine Kategorie für etwas haben, nehmen wir es bewusster wahr. Deshalb präge dir die verschiedenen Arten von Mindfucks ein und schreibe deine typischen Mindfucks auf.

  1. Erkennen
  2. Hinterfragen
  3. Überschreiben
  4. Fokus verändern

Wenn sich in Zukunft ein Mindfuck in deinen Gedanken formuliert und du ihn als solchen erkennst, schau ihn dir an. Ist er wirklich war? Hilft er mir in der aktuellen Situation? Wenn du diese Fragen mit Nein beantwortest, entscheide dich bewusst dazu, diesen Gedanken nicht mehr für voll zu nehmen. Überlege dir stattdessen einen neuen Gedanken, der dich motiviert und dir Kraft gibt. Oder einen, der dich daran erinnert, deinen Träumen zu folgen und den Mindfuck nicht zu sehr an dich ranzulassen.

Der alte Gedanke wird wahrscheinlich noch eine Weile in deinem Kopf rumgeistern, aber wenn du ihm keine Aufmerksamkeit mehr schenkst, wird er irgendwann verfliegen. Fokussiere dich auf deinen neuen Gedanken. Neugier und Offenheit für das, was vor dir liegt sind deine stärksten Waffen gegen dysfunktionale Gedanken.

Steckst du gerade in einer Situation, wo du nicht weiterkommst und wünschst dir Unterstützung, deine dysfunktionalen Gedanken zu überwinden? Hier kommst du zu meinem Coaching-Angebot.

Quelle: Bock, Petra. “Mindfuck.” Warum wir uns selbst sabotieren und was wir dagegen tun können. München: Knaur (2011).

3 Gründe warum du dein Pferd nicht erziehen solltest

Im Umgang mit Haustieren ist Erziehung allgegenwärtig. Es herrscht die Meinung, dass es ohne nicht geht. Ich möchte dir drei Gründe nennen, warum du die Erziehung deines Pferdes hinterfragen solltest und was für mich die Alternative zur Erziehung ist.

1. Erziehung bedeutet auch immer das Unterdrücken von Bedürfnissen

Erziehung bedeutet für mich, dass man das Pferd dazu bringt, nach den eigenen Vorstellungen zu handeln, statt nach seinen eigenen Bedürfnissen. Pferde haben immer einen Grund warum sie handeln wie sie handeln. Wir sollten uns öfter darauf einlassen unseren Pferden zu vertrauen, statt ihnen unsere menschliche Vorstellung überzustülpen.

2. Du nimmst dir die Möglichkeit zu wachsen

Dein Pferd ist dein Spiegel. Wie sich dein Pferd verhält hängt von seinen Erfahrungen ab und von den Energien die es von dir empfängt. Diese Eigenschaft der Pferde ist ein großes Geschenk für uns Menschen, denn sie hilft uns zu erkennen in welchen Bereichen wir noch Entwicklungspotenzial haben. Wenn du die Beziehung zu deinem Pferd auf Gehorsam aufbaust, nimmst du dir die Möglichkeit mit deinem Pferd auf Augenhöhe zu wachsen.

3. Erziehung kann hilflos machen

Wenn du die Beziehung zu deinem Pferd auf Gehorsam aufbaust, ist wenig Raum für die Eigeninitiative deines Pferdes. So wie ich Erziehung verstehe hat das Pferd keine Entscheidungsfreiheit, es muss der Aufforderung nachkommen. Ansonsten muss es mit einer Wiederholung des Befehls rechnen oder sogar mit einer Bestrafung.

Ein Nein nicht zu akzeptieren ist eine Grenzüberschreitung und bedeutet für dein Pferd Stress. Nimmt dieser Stress überhand kann er dein Pferd krank machen. Dein Pferd wird versuchen diesem Stress zu entgehen und im schlimmsten Fall hilflos aufgeben. Nimm das NEIN deines Pferdes ernst!

Die Alternative

Du fragst dich jetzt vieleicht wie das gehen soll, so ohne Erziehung?

Die Antwort ist: Arbeite an dir selbst.

Zum Beispiel bei Ängsten, bei Hürden auf dem Weg zu deinem Ziel oder auch deinem persönlichen Umgang mit Herausforderungen mit deinem Pferd.

Sein Pferd nicht zu erziehen bedeutet aber nicht, dass du eine Grenzüberschreitung deines Pferdes bei dir einfach geschehen lässt. Wichtig ist wie du reagierst.

Deine Entwicklung wird sich in deinem Verhalten zeigen und darauf wird dein Pferd reagieren.

Wenn dich interessiert, wie ich dich dabei mit einem Coaching unterstützen kann, dann melde dich jetzt bei mir unter lia@pferdeverbunden.de.

Ich freue mich auch, wenn du per Mail einfach deine Gedanken zu dem Thema mit mir teilst.

Was du unbedingt beachten solltest, wenn du dein Pferd mit einer Methode trainierst

In dem Feld in dem ich arbeite, begegnen mir immer wieder Menschen, die “Methoden” im Umgang mit ihrem Pferd kategorisch ablehnen.

Und teilweise kann ich das gut nachvollziehen. Wenn eine Methode blind, ohne Sinn und Verstand abgespult wird, ist das für das Pferd oft eine furchtbare Erfahrung. Eine Methode ohne Haltung wird nie zu einem friedlichen und pferdeverbundenen Umgang führen.

Eine Methode kann aber ein wunderbares Hilfsmittel sein, wenn man dabei Haltung bewahrt und seine Werte nicht verrät.

Was mir die Augen geöffnet hat war tatsächlich mein Alltag als Coach. In meiner einjahrigen Coachingausbildung habe ich viele Methoden gelernt, die ich nicht mehr missen möchte. Ich bin sogar ein richtiges Methodentrüffelschwein geworden und immer auf der Suche nach neuen, kraftvollen Coachingmethoden. Neben den Methoden habe ich in der Ausbildung aber vor allem Eines gelernt, eine empatische, wertschätzende und personenzentrierte Grundhaltung. Diese Grundhaltung bildet die Basis für all das was ich tue, ich habe sie so sehr in meine Zellen aufgenommen, dass ich sie gar nicht mehr ablegen kann.
Die wertschätzende Grundhaltung darf niemals hinter eine Methode zurücktreten. Und wenn wir das beherzigen, werden wir auch vielen Methoden ganz von alleine den Rücken kehren. Aber ich finde, dass man nicht grundsätzlich alle Methoden verteufeln sollte.

Was heisst das also für Methoden im Pferdeumgang?
Folge nicht blind einer Methode die angeblich wunder wirkt. Besinne dich immer auf deine Werte im Umgang mit deinem Pferd. Bei mir sind das Spaß, Verbundenheit, Authentizität. Wenn es mir oder meinem Pferd keinen Spaß macht, verändere ich das Setting oder lasse mein Pferd in Ruhe. Wenn die Verbindung zu meinem Pferd immer wieder abbricht, nehme ich mir die Zeit und Ruhe mich wieder von Herz zu Herz zu verbinden. Ich bin mir und meinem Pferd gegenüber stets authentisch was mein Befinden und mein Handeln angeht. Ich tue nichts, von dem ich nicht überzeugt bin, außer wir einigen uns auf ein Experiment. Ich verberge nicht wenn es mir schlecht geht, denn mein Pferd kann mir sowieso direkt in die Seele schauen. Anders herum möchte ich auch immer, dass mein Pferd die Freiheit hat authentisch zu sagen, wie es im gerade geht und was er davon hält um das ich ihn bitte.

Mit diesen Werten und dieser Haltung, stehen bei der Anwendung einer Methode immer men Pferd und ich im Zentrum, nicht die nächste Lektion.
Eine Methode muss nicht immer eine Schablone sein, die man blind jedem überstülpt. Sie kann einen wertvollen Rahmen bieten der Sicherheit und Struktur gibt, die es einem ermöglicht sich auf das gemeinsame Wachsen mit dem Pferd zu konzentrieren.

Was hältst du von “Methoden”? Was sind deine Werte im Umgang mit deinem Pferd?

Schreib mir gerne eine Nachricht an lia@pferdeverbunden.de und connecte dich mit mir auf Instagram.

GfK mit Pferden – kraftvoll und klar kommunizieren in 4 Schritten

Marshall Rosenberg hat die vier Schritte der Gewaltfreien Kommunikation (GfK) zur Verbesserung des zwischenmenschlichen Miteinanders entwickelt. Das Konzept lässt sich aber nicht nur zwischen Menschen, sondern auch zwischen Menschen und Pferden anwenden um kraftvoll und klar zu kommunizieren.

Anders als man als erstes vielleicht denkt, geht es nicht darum ohne physische Gewalt und statt dessen verbal zu kommunizieren. Rosenberg geht mit seinem Konzept noch weiter. Er hat mit den vier Schritten der GfK einen Prozess entwickelt, wie wir gewaltfrei sprechen können. Denn unsere Sprache ist sehr mächtig und durchaus in der Lage psychische Gewalt auszuüben, die uns gar nicht immer bewusst ist. Beispiele für sprachliche Gewalt sind unter Anderem Drohungen und Vorwürfe.

Die 4 Schritte der Gewaltfreien Kommunikation

Die Gewaltfrie Kommunkation funktioniert auch mit Pferden. Die vier Schritte sind eine kraftvolle Methode, um dein Pferd und dich selbst besser zu verstehen. Außerdem geben Sie dir eine Hilfestellung wie du mit deinem Pferd friedlich kommunizieren kannst.

Schritt 1: Beobachtung

Der erste Schritt ist die Beobachtung. Was nimmst du jetzt, oder in einer wiederkehrenden Herausforderung mit deinem Pferd wahr? Was kannst du sehen? Was hörst du? Was spürst du?

Versuche die Situation aus einer neutralen Perspektive zu beobachten und nicht zu interpretieren oder zu bewerten. “Mein Pferd drängt mich vom Weg ab” ist keine Beobachtung mehr, sondern schon eine Interpretation. Die entsprechende Beobachtung könnte so lauten: “Mein Pferd kommt Stück für Stück seitlich auf mich zu und ich habe nicht mehr ausreichend Platz”.

Schritt 2: Gefühl

Der zweite Schritt ist das Fühlen. Was fühlst du in dieser Situation? Wo fühlst du es in deinem Körper?

Versuche beim Erforschen deiner Gefühle ganz bei dir zu bleiben und nach dem tiefen Gefühl zu suchen, das in dir aufkommt. Bei unserem Beispiel wäre das erste was einem als Gefühl einfällt vielleicht: “Ich fühle mich abgedrängt”. In diesem Satz ist aber gar kein Gefühl, sondern ein geschickt versteckter Vorwurf verpackt. Die Gefühle die ich von mir kenne, wenn ein Pferd seitlich auf mich zukommt und ich kaum noch Platz auf dem Weg habe sind zum einen Angst gleich in den Straßengraben abzurutschen und auch Traurigkeit bzw. Wut auf mich selbst, dass ich nicht früh genug reagiert habe um meinen Raum zu verteidigen.

In meinem Verständnis sind negative Gefühle nichts anderes als Alarmgeber, dass ein Bedürfnis im Mangel ist. Umgekehrt weisen positive Gefühle darauf hin, dass eines oder mehrere Bedürfnisse erfüllt sind.

Schritt 3: Bedürfnis

Im dritten Schritt geht es darum herauszufinden welches Bedürfnis im Mangel ist. Was brauchst du?

Dieser Schritt ist mir zu beginn schwer gefallen, weil mir schlichtweg das Vokabular gefehlt hat. Vielleicht hätte ich auf die Frage nach meinem Bedürfnis vor ein paar Jahren “Ich will, dass mein Pferd mich ernst nimmt.” geantwortet. Fällt dir auf, was an dieser Aussage nicht ganz optimal ist? “Ich will, dass mein Pferd mich ernst nimmt.” ist eine Forderung an mein Pferd, ohne dass ich dem Pferd einen Hinweis gebe, wie es die Forderung erfüllen kann. Aber mein innere Bedürfnis kommuniziere ich mit dem Satz nicht. Als Hilfestellung kannst du dir den Satzanfang “Mein Bedürfnis nach X ist im Mangel” merken. Wenn du dein Bedürfnis einsetzt und der Satz weiterhin Sinn ergibt, kannst du dir relativ sicher sein, dass es sich auch tatsächlich um ein Bedürfnis handelt. Zum Beispiel: “Mein Bedürfnis nach Leichtigkeit und Anerkennung ist beim Spazieren im Mangel”.

Ich kann dir empfehlen am Anfang eine Bedürfnisliste zur Hilfe zu nehmen um dein Bedürfnis zu identifizieren. Im Internet gibt es unzählige Bedürfnislisten mit unterschiedlicher Anzahl von Bedürfnissen. Ich persönlich mag eher kompaktere Listen [1], je nach Situation kann es aber auch hilfreich sein in einer sehr ausführlichen Liste zu stöbern.

Schritt 4: Bitte

Im vierten Schritt geht es darum eine Bitte zu formulieren. Hier haben wir in der Kommunkation mit Pferden den Vorteil, dass wir auch unsere Körpersprache zu Hilfe nehmen können. Wichtig ist, dass dein Pferd frei entscheiden kann ob es der Bitte nachkommt und du damit leben kannst, wenn dein Pferd dir die Bitte aussschlägt. Ansonsten ist es keine Bitte. Das heißt aber nicht, dass du nicht versuchen kannst dein Pferd zu überreden.

Bei einem sehr feinen Pferd und einer guten Verbindung reicht vielleicht sogar schon ein gedachtes “Bitte bleib da drüben”. Bei einem frechen und eher distanzlosen Pferd macht es Sinn die Körpersprache dazuzunehmen und den Handrücken richtung Auge zu führen um das Pferd gedanklich wegzu drücken. Schlägt dir dein Pferd die Bitte aus, hast du zwei Optionen. Entweder du akzeptierst das Nein (was ich dir in vielen Fällen absolut an Herz legen möchte), oder du wirst kreativ. Überleg dir wie du dein Pferd dazu bringen kannst, deiner Bitte nachzukommen. Vielleicht fällt dir sogar ein Weg ein, von dem ihr beide davon profitiert.

Bei einem Spaziergang könnte das zum Beispiel sein, dass du dein Pferd auf deiner anderen Seite laufen lässt wo der Boden angenehmer ist oder, dass du einen kleinen Kreis machst und dein Pferd wieder so auf den Weg zurückführst, dass du genug Raum hast. So erreichst du einen Zustand, der dein Bedürfnis besser erfüllt, obwohl deine Bitte ursprünglich nicht erfüllt wurde.

Beobachtung Mein Pferd drängt mich vom Weg ab.
(Interpretation)
Mein Pferd kommt Stück für Stück seitlich auf mich zu und ich habe nicht mehr ausreichend Platz.
Gefühlsausdruck bzw. GefühlIch fühle mich abgedrängt.
(versteckter Vorwurf)
Ich habe Angst gleich in den Straßengraben abzurutschen.
Ich bin wütend auf mich selbst, dass ich nicht früh genug reagiert habe um meinen Raum zu verteidigen.

BedürfnisIch will, dass mein Pferd mich ernst nimmt.
(abstrakte Forderung)
Mein Bedürfnis nach Leichtigkeit und Anerkennung ist beim Spazieren im Mangel.
BitteBitte bleib da drüben.
(alternativ kreative Lösung suchen)

Mach dir immer bewusst, dass du alleine für die Erfüllung deiner Bedürfnisse verantwortlich bist und du andere lediglich um die Erfüllung deiner Bedürfnisse bitten kannst. Sei dir immer Bewusst, dass eine Forderung Machtverhältnisse verändert und eine friedvolle Kommunikation auf Augenhöhe verhindert.

Die vier Schritte der GfK mit Pferden im Alltag

Du kannst die vier Schritte der Gewaltfreien Kommunikation nach Rosenberg aus unterschiedlichen Perspektiven anwenden. In diesem Beitrag habe ich aufgeschlüsselt wie die vier Schritte aus deiner Perspektive aussehen könnten. Wie du die vier Schritte nutzen kannst um dein Pferd besser zu verstehen, erfährtst du in meinem Workbook. Melde dich beim Pferdeverbunden Newsletter an und erhalte als Dankeschön das Workbook “Dein Pferd verstehen in 4 einfachen Schritten”.

Im Alltag gibt es natürlich auch Situationen, in denen du die Entscheidung nicht ohne Weiteres deinem Pferd überlassen kannst. Aber diese Situationen sind deutlich seltener als du vielleicht denkst und kreative Lösungen oft viel spaßiger.

Chancen der GfK mit Pferden

Rosenbergs Ziele bei der Entiwcklung der Gewaltfreien Kommunikation waren:

Das klingt doch genau nach dem, was wir uns für den Umgang mit unseren Pferden Wünschen, oder? Also worauf wartest du noch?

Wenn du dir bei der gewaltfreien Kommunikation mit deinem Pferd Unterstützung wünschst, begleite ich dich gerne auf deinem Weg. Alle Infos zur 1:1 Begleitung findest du hier.